Ode an den Rhein: Rheinlust von Melanie Berg

Rheinlust… ist tatsächlich das letzte Strickstück, dass ich am Rhein angenadelt habe.

Fast jede Woche habe ich an seinem Ufer einen Spaziergang gemacht. Mal alleine, mal in Begleitung von Freunden. Wenn ich mich überhaupt mal aufraffen konnte, dann ging ich dort joggen. Und jedes Mal wieder ärgerte ich mich über die lästigen Stechmücken, denen ich wohl besonders gut schmecke.

Ich sah die Schiffe vorbeiziehen, nickte den anderen Spaziergängern zu, holte mir ein Käffchen beim fahrbaren Café und genoss einfach mal ein wenig Ruhe. Oder saß mit Büchern und Texten auf einer Bank und lernte, wenn ich es zuhause am Schreibtisch nicht mehr aushielt.

Obwohl ich von der Donau komme, hat mich Vater Rhein gut aufgenommen und ich fühlte mich an seinen Ufern pudelwohl. Zwar schlugen Fluss und Leben dort auch mal kräftigere Wogen, aber das sind Erinnerungen, die ich nicht missen möchte.

Lieber Rhein, mit diesem Tuch möchte ich dir für die schöne Zeit danken!

Melanie Berg hat im kleinen Vorwort zu ihrem Tuch genau meine Assoziationen getroffen, warme Sommertage und sanfte Wellen. Aber um ehrlich zu sein, war da zunächst das Garn, das auf der Suche nach einem passenden Projekt war.

2016 war ich auf der Nadelwelt in Karlsruhe, wo ich den Stand von Das Mondschaf entdeckte. Diese Farben! Schon bald hatte ich das Rot ausgemacht, sicherheitshalber gab es noch ein passendes Beige dazu, falls ich es doch noch kombinieren wollte. Ich hatte zum ersten Mal handgefärbtes Garn gekauft und es fühlte sich, um ehrlich zu sein, schon ein bisschen fancy an! Also in mir drinnen, das Garn ist weich und kratzt kein bisschen!

Ich war beim Einkauf so euphorisiert von den Farben, dass mir die Aufschrift zunächst entging: BFL Lace. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht so mit den verschiedenen Garnstärken und Materialien auseinandergesetzt, also hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was das bedeutet…

Mittlerweile bin ich ein bisschen schlauer: BFL steht für Bluefaced Leicester, eine  Schafrasse, die wegen ihrer wunderbaren Wolle so bekannt wurde. Und Lace bezeichnet die Garnstärke. Und zwar die feinste. Ja, darauf hätte ich beim Einkauf mal achten sollen.

Ich habe lange keine für die Garnstärke passende Anleitung gefunden, die mir gefällt. Trotz häufigem Garn streicheln und stundenlangem Suchen auf Ravelry. Bis Kerstin vom Blog Stine & Stitch zwei Rheinlust-Tücher zeigte. Die Farben! Ich war hin und weg. Und der Gedanke “Ich könnte doch…” war geboren…

Also los. Auch wenn es noch ein kleineres Problem gab: Ich hab weder einen Wollwickler noch eine Haspel. Das heißt, ich habe das Garn von Hand zum Knäuel gewickelt. Wir erinnern uns, es handelt sich um Lace-Garn, das heißt: Die 100 Gramm im Strang entsprechen 800 Meter! Ächz.

Dabei habe ich eine weitere Tücke von Lace-Garn entdeckt: Es reißt leider sehr schnell. Auch wenn ich beim Wickeln vorsichtig war, konnte ich das nicht verhindern. Beim Stricken konnte ich zwar weitgehendst unsichtbar von einem Faden zum nächsten Wechseln, aber habt ihr vielleicht Tipps, um das Reißen zu vermeiden?

Irgendwann hatte ich alles gewickelt und konnte endlich loslegen. Der Anleitung kann man super folgen, da gab es überhaupt keine Probleme, was ich ja auch schon vom Drachenfels gewohnt war. Nur muss man beim Rheinlust wegen des Musters viel zählen und sollte besser nicht den Überblick verlieren. Ich habe deshalb Strichlisten über jede einzelne Reihe in jeder Wiederholung geführt. Sicher ist sicher! Und es hat gut geklappt, ich habe nicht ein einziges Mal ribbeln müssen. Gott sei Dank, da hätte ich mich garantiert verfranst…

Es hat ein bisschen gedauert, bis der Schal komplett fertig gestellt wurde. Zwischendurch fehlte mir die Motivation. Aber sobald man mit den Abnahmen beginnt, geht es richtig schnell, ich habe lediglich zwei oder drei Abende bis zur letzten Masche gebraucht.

Zum Abschluss gab es ein weiteres erstes Mal: Das Spannen. Ich gebe zu, beim Drachenfels habe ich mich davor gedrückt, aber bei einem Spitzenmuster wird es ja wärmstens empfohlen… Also habe ich im Wohnzimmer die Gymnastik-Matte zweckentfremdet und das Tuch darauf gepinnt. Wobei ich gar nicht so viele Nadeln verwendet habe, denn ich konnte es gut von Hand in Form ziehen. Spannt man Lace-Tücher anders als dickere Wolle? Welche Erfahrungen habt ihr da?

Ich freue mich auf jeden Fall über ein leichtes Tuch, das man auch an kühleren Tagen im Sommer gerne trägt und weil es ja für mich ist, schaue ich heute auch mal wieder bei RUMS vorbei!

Habt noch eine schöne restliche Woche!
Eure Bine

Strickanleitung: Rheinlust von Melanie Berg, deutsche Anleitung via Rosy Green Wool
Garn: BFL Lace von Das Mondschaf
Nadelstärke: 3,5 mm

2 Kommentare Füge deinen hinzu
  1. Tolles Tuch! Sowohl das Muster als auch die Farbe gefallen mir sehr. Da bekomme ich gleich Lust, es nachzustricken, wobei das wegen der Zählerei dann wohl eher kein Projekt für die S-Bahn ist 😉
    Schöne Grüße
    Christine

  2. Liebe Christine,
    Ich kann das Tuch nur empfehlen, es macht richtig Spaß, auch wenn das Zählen (zumindest bei mir) an einem ruhigeren Ort erfolgreicher war 😉 vielen Dank für deine lieben Worte!
    Liebe Grüße!

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